Pimp your Panorama Equipment!
Meine Panorama-Ausrüstung ist speziell auf meine eigenen Bedürfnisse ausgerichtet: Sie soll klein, handlich und leicht sein, denn ich bin viel zu Fuß unterwegs...
Natürlich geht es manchmal "quick and dirty" und man kann bei unkritischen Motiven – wie einer Landschaft – eine Bildsequenz auch mal aus der Hand fotografieren.
Bei Architekturaufnahmen dagegen ist eine Ausrüstung, die reproduzierbare und qualitativ hochwertige Ergebnisse garantiert, unumgänglich!
Die Kamera:
Meine bevorzugte Kamera für Panoramen ist derzeit die Canon EOS 6D. Sie liefert eine herausragende Bildqualität bei mehr als ausreichender Auflösung, sie ist klein, leicht und handlich, sie verfügt über eine integrierte Wasserwaage und sie lässt sich vor allem bequem via Wifi fernsteuern und liefert als Dreingabe bei Bedarf ein hoch aufgelöstes Live-Bild auf ein Tablet!
Die Objektive:
Für Panoramen benutze ich je nach Abstand und Einbeziehung von Vordergrund entweder das Canon EF 1:4,0/8-15 mmL, das TS-E 1:4,0/17 mmL oder das TS-E1:3,5/24 mmL.
Während das Weitwinkel-Zoom mit bereits sehr wenigen Einzelbildern ein Kugelpanorama ermöglicht und sich damit für beengte Räumlichkeiten besonders empfiehlt, so eignen sich die beiden Tilt-Shift-Objektive für perfekt ausgerichtete Einzelaufnahmen ohne perspektivische Verzerrungen.
Das Stativ:
Beim Stativ vertraue ich seit Jahren dem Manfrotto 055 MF3 aus Carbon. Es ist mit einem Gewicht von ca. 1,6 Kilogramm auch auf längeren Touren noch durchaus tragbar, sehr stabil und verwindungssteif und vor Allem: Sehr resonanzarm. Das 055 MF3 ermöglicht zudem eine Rückenschmerz freie Arbeitshöhe für die "Großen Jungs" auch ohne den Auszug der Mittelsäule. Denn die sollte ja aus Stabilitätsgründen immer versenkt bleiben. Und ganz nebenbei ist das Stativ fast unzerstörbar – seit Jahren versuche ich immer wieder erfolglos, es kaputt zu bekommen und ich kriege es einfach nicht hin!
Die Nivelliereinrichtung:
Ohne eine Nivelliereinrichtung habe ich mich sehr lange sehr schwer getan und abgemüht, das Stativ wirklich genau einzurichten, damit der Horizont bei Panorama-Aufnahmen keine Wellen schlägt. Nachdem ich in der Vergangenheit die konventionellen Nivelliereinrichtungen mit Rändelschrauben von Manfrotto und Nodal Ninja ausprobiert hatte, bin ich schliesslich (und endlich) bei der Mittelsäule MDEVE 555B mit integrierter Nivellierhalbkugel von Manfrotto gelandet. Mit diesem Prinzip ist intuitives, schnelles und zuverlässiges Arbeiten möglich. Mit einem schnellen Handgriff ist der Panoramakopf ins Lot gebracht und vor Allem: Er bleibt es auch!
Es gibt diese Mittelsäule auch noch in einer speziellen Carbon-Ausführung, die lässt sich Manrfotto allerdings mit einem nicht zu rechtfertigendem Preisaufschlag in Platin aufwiegen.
Der Rotator:
Bei mir hat sich der unverwüstliche Manfrotto-Rotator 300N bewährt. Er verfügt über verschiedene Rasterungen für individuell einstellbare Klickstopps, angefangen von 90 Grad bis hin zu feinen Rasterungen von fünf Grad. Je nach verwendetem Objektiv kann man damit zuverlässig und narrensicher die Anzahl der zu machenden Einzelbilder festlegen.
Der 300N ist für die Ewigkeit gemacht und kann nebenbei auch als Hantelgewicht dienen.
Der No-Parallax-Point-Adapter:
Im Volksmund wird dieser verstellbare L-Winkel auch gerne und fälschlicherweise "Nodalpunktadapter" genannt. Die korrekte Bezeichnung dagegen lautet entweder "No-Parallax-Point-" oder "Zero-Parallax-Adapter".
Nachem ich meine ersten Panoramen mit dem "Panomaxx" der ersten Baureihe gemacht hatte und mit der Präzision und der Wertigkeit des Rotators nicht ganz glücklich geworden bin, habe ich mich nun für das Modell NN3 des amerikanischen Herstellers "Nodal Ninja" entschieden, denn der NN3 ermöglicht ein kleines Packmaß für den Transport, hervorragende Verarbeitung, jederzeit reproduzierbare Einstellungen und eine Steifigkeit, die auch problemlos eine Kamera/Objektivkombination von mehr als zwei Kilogramm zuverlässig und stabil hält.
Eigentlich ist der NN3 für Spiegelreflex-Kameras ohne Hochformat-Handgriffe gedacht. Da ich aber bei meiner 6D nicht andauernd den Handgriff de- und anmontieren wollte, habe ich zu einem kleinen Trick gegriffen, mit dem der NN3 sogar für Kameras der Einser-Serie von Canon oder der Nikon D3/D4 benutzbar wird.
Der Nadir-Adapter:
Der Nadir-Adapter von Nodal-Ninja ist eigentlich dafür konzipiert, schnell und unkompliziert ein Nadirbild (also des Bodens direkt unterhalb der Kamera) zu erstellen, ohne dass dabei im fertigen Kugelpanorama die Stativschenkel im Bild sind. Wenn man den Nadir-Adapter an der unteren Horizontalschiene anbringt und die Vertikalschiene um 180 Grad verdreht ansetzt, so kann man die Horizontalschiene mit einer einfachen Bewegung um mehrere Zentimeter verlängern!
Hier der Größenvergleich im Bild: Links der NN3 mit zusätzlichem Nadir-Adapter in eingeklapptem und kompaktemm Zustand, rechts mit erweiterter unterer Horizontalplatte, die nun auch größere Kameras oder DSLRs mit adaptiertem Hochformat-Handgriff aufnimmt.
Und wo wir schon beim Tuning sind: Auch die obere Horizontalschiene, kann man mit wenig Aufwand ohne Stabilitätsverlust verlängern und dabei sogar noch den Bedienkomfort erhöhen! Normalerweise erlaubt der NN3 nur einen Verstellweg von maximal 11,5 cm auf der oberen Horizontalschiene. Das ist in der Regel ausreichend für Objektive wie die von mir genutzen. Für den Einsatz eines Canon EF 1:2,8/24-70 mmL dagegen ist dieser Verstellweg nicht ausreichend. Mit Hilfe einer ArcaSwiss-kompatiblen Schnellwechsel-Basis und einer passenden Adapterplatte kann man den Verstellweg der oberen Schiene ebenfalls um mehrere Zentimeter verlängern. Ich habe hier die Sirui MP-20 Basis und die TY-60 Platte im Einsatz.
Feintuning – die Libelle:
Alle bisherigen Wasserwaagen – einmal abgesehen von der wirklich guten Libelle in der Nivelliereinrichtung der Manfrotto MDEVE-Säule – lohnen nicht einmal einen kurzen Blick darauf. Sie liefern ständig völlig unterschiedliche Ergebnisse, zeigen aber eines nicht korrekt an: Das gewünschte Lot!
Daher habe ich für den Nodal-Ninja NN3 eine große, zusätzliche Libelle gekauft. Diese ist sehr zuverlässig und sie befindet sich genau in der Drehachse des Rotators. Dadurch kann ich jetzt auch sehr einfach die horizontale Achse für die Kamera finden: Der Schnittpunkt ist genau über dem Mittelpunkt der Libelle!
Einstellungen
Manche Fotografen können es sich ja merken, welche Nodalpunkt-Einstellungen für welche Kamera-Objektiv-Kombination und welche Überlappung mit wievielen Klickstopps nötig sind...
Ich für meinen Teil mache es mir etwas einfacher und habe die ermittelten Werte ausgedruckt und auf das Stativ geklebt. So habe ich die Einstellungen immer mit dabei und griffbereit!